Märchenzeit

„Ein Märchen ist wahr geworden“ wimmerte die ZDF Reporterin, naja „wenigstens für diesen Tag“, schränkte sie dann ein.
TraumpaarPrinz William und Kate Middleton haben geheiratet und die ganze Welt war angeblich dabei, direkt oder über´s Fernehen. Ich hatte Susi erwischt, wie sie verzweifelt versuchte, irgendetwas anderes als die Live-Berichterstattung der Hochzeit aus London im Fernseher zu erzappen. Interessiert und weltoffen wie ich bin, verfolgte ich aufmerksam ein paar Minuten die „Hochzeit des Jahres“ und fühlte mich wieder einmal um Jahrzehnte in meiner Entwicklung zurückgeworfen.

Da ist heute (1. Mai 2011) beispielsweise auch noch diese Seligsprechung vom „Wunderheiler“ Papst Johannes Paul II. , wo 2,5 mio Pilger erwartet werden, alleine ´ne halbe Million Anhänger der „geheilten“ Hebamme Marie Simon-Pierre. *grübel*  Dazu aber später vielleicht noch mal was.

Tja, und dann war diese „Hochzeit der Superlative“ eben.
Eigentlich können diese Rudimente längst vergangener Zeiten heiraten wie und wen sie wollen, wenn aber in diesem Zusammenhang von „künftigen Untertanen“, „ihre Untertanen“, „seine Untertanen“, „davor warten die Untertanen und jubeln schon“ usw.- gemeint ist das restliche englische Volk – die Rede ist, fühle ich mich in meine Kindheit mit Grimms Märchen zurückgebeamt; und erwähnt wird natürlich auch nicht, daß Millionen „Untertanen“ wegen dieser „Märchenhochzeit“  in den Kurzurlaub geflohen sind, weil ihnen dieses Tamtam auf den Keks geht. Wie wahrscheinlich sogar dem Brautpaar selbst: „Die Trauung von William und Kate ist in Wahrheit ein bedauerliches Schauspiel. Zwei junge Leute heiraten nicht, wie es ihnen gefällt, sondern so, wie Palast, Protokoll und Oma das verlangen.“
Um 10.000 Journalisten aus aller Welt sind in London eingefallen und versuchen uns zu vermitteln, daß etwa die Farbe des Brautkleides oder die Dauer eines Kusses auf dem Balkon nach der Hochzeit das absolut Wichtigste auf dieser Welt seien. Unverständlich für mich dieser Medienhype, aber auch bezeichnend für den Zustand von ca. 750 Millionen Menschen weltweit, die diesen Tag der Trauung live verfolgten.
Interessant wär auch zu erfahren, was dieser ganze Rummel so gekostet hat; immerhin ist der „wirtschaftliche Aufschwung“ in England noch nicht so angekommen. Also nicht einmal bei Politikern und den „Qualitäts-Medien“ – wie  wenigstens bei uns.
Inzwischen normalisiert sich die Fernsehlandschaft wohl so langsam und wir werden wieder mit den üblichen Propagandanachrichten bombardiert: Gaddafi ist geisteskrank, der Iran baut eine Atombombe, wir haben den größten wirtschaftlichen Aufschwung seit 1803, terrorverdächtiger Renter (94) mit Feuerzeugbombe festgenommen, die LINKE  randaliert am 1. Mai und der älteste Orang-Utan ist gestorben.
Dann also mal weiterhin  gute Unterhaltung und BILDung.

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