Im Moment habe ich genügend Zeit, über mein teilweise „verpfuschtes“ Leben nachzudenken, als Arbeiter. In BRD-deutsch „Arbeitnehmer“.
Über die Selbstverständlichkeiten, wie einen sicheren Arbeitsplatz oder die kostenlose Gesundheitsversorgung beispielsweise, habe ich mir zu Ost-Zeiten nie Gedanken gemacht. Es war normal, es war Alltag. Es war einmal…
Mehr über meine DDR-Zeit wird es wieder öfter mal bei mir geben – immerhin bin ich einer der noch lebenden Zeitzeugen einer vergangenen Ära, über die man heutzutage nur falsch und nach politischer Vorgabe aufgeklärt wird. Also sagen wir ruhig aufgehetzt wird.
Nach dem Beitritt zur BRD sagte man mir schon voraus, daß ich mit spätestens 50 keine Arbeit mehr bekommen würde. Ich wäre dann zu alt. Nun, mit einigen Abstrichen trat das dann in MeckPomm schon mit 47 Jahren ein; ich spürte es an der Zahl der abgelehnten oder ignorierten Bewerbungen.
Nachdem ich in Krefeld war, gab es noch ein paar Versuche, so etwas wie eine „Festanstellung“ zu bekommen, aber weder meine, noch die halbgaren Versuche des Arbeitsamtes bewirkten eine Veränderung des damaligen Status quo. Was blieb, war in Leiharbeit unterzutauchen. Das war relativ leicht, denn es gab und gibt unzählige Firmen dieser Bauart in Krefeld und da ich fließend deutsch sprach, ein Auto und eine gute Allgemeinbildung mitbrachte, gab es da keine Probleme. Es war ja sowieso nur vorübergehend – wie ich mir einredete. Inzwischen sind aus „vorübergehend“ ein Dutzend Jahre geworden. Davon ca. 8 Jahre auf eigene Kosten mit privatem Fahrzeug bis in die entlegendsten Drecknester zwischen Ruhrpott und Niederrhein.
„Besser als gar keine Arbeit“, sagte irgendwann ein Kollege zu mir und „vielleicht werde ich ja übernommen„. Die üblichen Durchhalte-Parolen, wie ich sie öfter gehört habe und die genauso bescheuert sind wie die Einbildung, zu einer Firma für die man gerade arbeitet, dazuzugehören. Nein, man ist Karl Arsch als Leiharbeitssklave, das bekommt man dann auch zu spüren, von mal mehr oder weniger kollegialen „Festangestellten„.
Über das Geld, was mir als Leiharbeiter in den 12 Jahren entgangen ist, mache ich mir besser keine Gedanken. Da sollte schon ein kleines Sümmchen zusammenkommen.
Übrigens, Flüchtlinge sollen nach drei Monaten (wenn die Gesetze geändert sind) einen Job als Leiharbeiter annehmen können, lese ich gerade in aktuellen Informationen zum alternativlosen Asylbewerbergeschehen in der BRD. Na, die Glücklichen! Aber immerhin, besser als überhaupt keine Arbeit, oder?
Auf jeden Fall werden unsere ehrenwerten, uneigennützigen „Leih-Arbeitgeber“ im Bezug auf Migranten alles versuchen, den Mindestlohnanspruch zu umgehen.