Irgendwie habe ich mir meine Karriere als Verfolgter des DDR-Regimes verbaut. Dabei hätte ich die denkbar günstigsten Voraussetzungen dafür mitgebracht.
Nehmen wir die Kinder- und Jugendsportschule Rostock: Es wär mir doch ein Leichtes gewesen, als Dopingopfer nach der totalen Wiedervereinigung, Anerkennung und Entschädigung einzufordern? Wir alle wissen ja, daß es der führenden Partei nicht um Sport und Gesundheit ging, sondern ausschließlich um Anerkennung und Existenzberechtigung dieses kleinen Landes.
Was für Doping, wann und wie oft…keine Ahnung, ob es überhaupt sowas für 15-jährige gab. Aber unsere Aufklärer aus dem Westen hätten mir schon geglaubt.
Und ich hätte eine Karriere als Stasiopfer anstrengen sollen. Da habe ich sogar ein paar Nachweise, aus dem damaligen Gauck-Stasi-Gruselkabinett. Die hatten mich bis 1989 ja echt total verfolgt und überwacht. Und unseren ersten Sänger in der Band wollten die als IM anwerben. Beim zweiten Sänger…na wer weiß das schon.
Schwierigkeiten könnte es mit meiner fehlenden Kindergartenzeit geben. So kann ich kein kollektives Zwangs-Topfpinkeln anführen oder das Spielen mit Kalaschnikows aus Plaste und Elaste. Aber Mutter war damals wirklich ein paar Jahre wegen mir nicht arbeiten.
Mmm – aber das drehen wir schon irgendwie. Denn dafür gab es aber später in der Schule aggressives Handgranatenweitwerfen – unter Zwang, versteht sich.
Aus der POS ist mir noch ein Satz aus dem 10. Klasse-Zeugnis in Erinnerung: „Eine eindeutigen Klassenstandpunkt läßt Frank noch nicht erkennen.“ Also wenn das nichts ist?
Daß solche Storys aber immer noch funktionieren, merkt man ja: Diese DDR-Bürgerrechtler, Verfolgte und andere Opfer sterben einfach nicht aus.
Armeezeit: Ein dankbares Thema. Was ich da für Schikanen ausgesetzt war! Und das alles wegen meines vergeblichen Kampfes gegen gnadenlosen Drill, Arrest und Urlaubssperre. Ich hätte das dann natürlich noch etwas geschickter formuliert.
Tja, hätte und Fahrradkette. die Chance ist vertan, inzwischen glaubt mir wahrscheinlich sogar im Westen keiner mehr, wie dreckig es mir im Osten gegangen sein könnte.
Daß solche Storys aber immer noch funktionieren, merkt man ja: Diese DDR-Bürgerrechtler, Verfolgte und andere Opfer sterben einfach nicht aus. Es wird sie auch noch in der nächsten Generation geben, weil der DDR-Hass immer weiter vererbt wird.
Vielleicht gibts ja doch sowas wie ein zweites Leben, und dann komme ich als Oppositioneller zurück und trickse mich richtig zum Widerstandskämpfer hoch. Ist ja die einzige Möglichkeit, ein wenig Anerkennung als DDR-Bürger zu bekommen.
Es lebe die Freiheit!