Vom WIR zum ICH

WirDas Unwort des Monates heißt im April 2013 “ WIR“, so verlautet es von der offiziösen Weberknecht-Stiftung  „Sprechen und Brechen“  in der letzten Woche.
Begründung: WIR suggeriert den Menschen ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das weder realistisch ist noch wünschenswert wäre.
Herr Weber erinnert daran, daß dieses Wort außerdem sehr an die DDR-Parole „Vom Ich zum Wir“ erinnere und daß sich damals über 100 DDR-Bauern im Zuge der LPG-Gründungen das Leben genommen hätten. Schon dieses Beispiel zeigt uns, wie lebenswichtig Individualisierung und Egoismus in einem funktionierenden, gesellschaftlichen System sind. Das bietet uns nur der Kapitalismus,  das und noch viel mehr.

„Jeder ist sich selbst der Nächste“ ist schon lange die gängige Parole; sie zeigt uns den Weg zur persönlichen Entfaltung und Weiterentwicklung des Einzelnen, ein WIR hat da keinen Platz – außer in der organisierten Kriminalität vielleicht, welche ja auch einen immer wichtigeren Wirtschaftsfaktor darstellt. Naja, solange „die Märkte“ nicht beunruhigt sind…

Das WIR-Gefühl in der BRD erschöpft sich im freiwilligen, gemeinsamen Dahindämmern in Garten- oder Karnevalsvereinen, Schützenfesten oder Fußballevents. Ein WIR-Gefühl auf Zeit sozusagen und dazu vollkommen systemfreundlich, bis man dann wieder in der Single-Wohnung vorm Fernseher landet.

Der Slogan „Das Wir entscheidet“, den sich eine Leiharbeitfirma schon seit Jahren in´s Firmenprofil geschrieben hatte und welchen sich die SPD als ihr Wahlkampfmotto erkor, erscheint  heutzutage jedenfalls sehr suspekt.

Sogar unser Außenminister erkennt im SPD-Wahlkampf-Motto 2013 „Das Wir Ichentscheidet“  Ähnlichkeiten zu einer Parole im früheren DDR-Unrechtsstaat. Na da haben wir ja endlich den Schuldigen – für alles.

Kleine Zugabe von: Rationalgalerie

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